Der Turnverein Rinnthal e.V.

(Auszug aus der Dorfchronik)
Die ersten 50 Jahre des Vereinslebens

Der Rinnthaler Turnverein, der 1894/96 gegründet wurde, gehört zu jener Gruppe von Traditionsvereinen, die überwiegend in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden und die nicht immer bei der damaligen Obrigkeit angesehen waren. Die Ideen Turnvater Jahns waren den konservativen Politikern dieser Zeit zu liberal, die vier "F" auf der Turnerfahne, die mit den Worten "frisch, fromm, fröhlich und frei" quasi ein Programm symbolisierten, zu fortschrittlich und zu gefährlich. Dabei traten gerade die Turner in jener Zeit für ein freies und geeintes Vaterland ein, was viele Landesherren nicht so gerne sahen.

Der Rinnthaler Turnverein mußte im ausgehenden 19. Jahrhundert zweimal gegründet werden, ehe er bestehen konnte. Der erste Anlauf im Jahre 1894 scheiterte. Sicherlich trugen wirtschaftliche Schwierigkeiten und Desinteresse daran Schuld. Erst im Jahre 1896 hatte die erneute Gründung Erfolg, und der Bestand des Vereins konnte als gesichert gelten. Daß auch die zweite Gründung des Turnvereins Rinnthal mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden war, zeigt ein Antrag des Vereins auf Bezuschussung von anzuschaffenden Turnger&oauml;ten an den Gemeinderat, der offensichtlich kurz nach der Vereinsgründung gestellt wurde. Der Gemeinderat verhandelt darüber am 20. 4. 1896 und beschließt "angesichts der guten Sache" -einen Betrag in Höhe von 25.- RM zur Verfügung zu stellen. Daß der junge Turnverein mit diesem knappen Zuschuß nur wenig anfangen konnte, ist klar. Ein bitterer Nachgeschmack blieb bei den Turnern, als drei Jahre sp&oauml;ter der Kriegerverein "im Anbetracht der guten Sache" zur Anschaffung einer Vereinsfahne einen Betrag von 300 RM zur Verfügung gestellt bekam.

Über die Anfangsjahre des Turnvereins liegen keine weiteren Unterlagen vor. Natürlich war das Tumen in jener Zeit reine M&oauml;nnersache. Gymnastik und Ger&oauml;teturnen standen dabei im Vordergrund. Mündlich ist überliefert, daß die Rinnthaler Turnerriege im Jahre 1901 bei Vereins- und Gauturnfesten große Erfolge errang und hoch gelobt wurde. Noch vor dem 1. Weltkrieg muß der Turnverein beachtliche Aktivit&oauml;ten entwickelt haben, denn noch vor Kriegsbeginn im Jahre 1914 bauten die Turner in unz&oauml;hligen Arbeitsstunden den Turnplatz in der Gewanne Frohndell. Leider brachte der Ausbruch des 1. Weltkrieges bald darauf alle Vereinst&oauml;tigkeiten zum Erliegen. Viele Turner waren in die bayerische Armee einberufen worden. Erst einige Jahre nach Kriegsende im Jahre 1918 konnte die Vereinsarbeit wieder aufgenommen und weitergeführt werden. Gerade in dieser Zeit wurde eine außerordentlich gute Aufbauarbeit geleistet. Die m&oauml;nnliche Turnerriege bestand zeitweise aus über 40 Turnern. Ein erstes, großes Turnfest fand im Jahre 1926 in Rinnthal statt. Aus Anlaß des 30j&oauml;hrigen Bestehens war eine Turnerfahne angeschafft und bei diesem Fest geweiht worden. Bei den Turnwettk&oauml;mpfen, die im Mittelpunkt dieses Festes standen, eiferten 400 Teilnehmer um den Sieg. Mit Stolz wurde damals auch vermerkt, daß bei diesem Turnfest erstmals eine Frauenriege aus Rinnthal öffentlich auftrat. Auch im nachfolgenden Jahrzehnt entwickelte sich das Vereinsleben erfreulich weiter. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges im September 1939 brachte jedoch das Vereinsleben schlagartig zum Erliegen. Wieder wurden viele Turner zum Kriegsdienst einberufen. Manche von ihnen kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück.

Die Entwicklung des Turnvereins von Rinnthal nach dem 2. Weltkrieg

Während der ersten Nachkriegszeit waren alle Vereinstätigkeiten durch die französische Militärregierung verboten worden. Erst nach der Gründung des Landes Rheinland - Pfalz im Jahre 1947 wurden die strengen Bestimmungen langsam gelockert, aber die meisten Vereine konnten erst im Jahre 1949 neu beginnen.

Im Jahre 1949 war die Neugründung des Vereins gleichzeitig mit einer Namensänderung verbunden. Er nannte sich nun durch Beschluß der Gründungsversammlung Turn- und Wanderverein Rinnthal".

Ein Jahr später wurde der bisher selbständige Gesangverein als Gesangsabteilung in den Turn- und Wanderverein eingegliedert. In den nachfolgenden Jahren wurde der Verein zur Dachorganisation für vielf&oauml;ltige dörfliche Freizeitgestaltungen. Im Jahre 1956 erfolgte die Angliederung einer Schützenabteilung und im Jahre 1975 die einer Fußballabteilung. Im Jahre 1976 besann man sich wieder auf die Damenriege, die zwischen den beiden Weltkriegen bestand. Man gründete eine neue Frauenriege.

Natürlich beteiligten sich Turnerinnen und Tumer bald nach der Neugründung des Vereins an vielen sportlichen Veranstaltungen. Schon im Jahre 1950 nahmen Rinnthaler Turner an einem Kreistumfest in Albersweiler teil. In den nachfolgenden Jahrzehnten wirkten die Rinnthaler Turnerinnen und Turner an zahlreichen Tumfesten des Speyergaus und bei Landesturnfesten mit. Teilweise wurden dabei beachtliche Erfolge erzielt. Ein besonderer Höhepunkt im Vereinsleben war die Teilnahme der Rinnthaler Turnerinnen und Turner am Deutschen Tumfest in München im Jahre 1958. Bei regionalen Turn- und Sportfesten errangen Mitglieder des TV Rinnthal immer wieder Siege.

Dem Ende des Jahrtausends entgegen 

Die Gesangsabteilung des TV Rinnthal, über die eigens berichtet wird, wurde im Jahre 1978 stillgelegt. Rückläufige Sängerzahlen und fehlender Nachwuchs führten zu dieser bedauerlichen Entwicklung. Auch die Schützenabteilung schied bereits im Jahre 1966 aus dem Verein aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein eigener Schützenverein "Germania Rinnthal" gegründet.

Bald nach der Wiedergründung des Vereins wurden auch Kinder- und Jugendgruppen gebildet. Sie nahmen bald regelmäßig an den Kreis- und Gaukindertreffen teil. Auch das Wandem hat seit dem Jahre 1949 einen festen Platz im Vereinsleben. Jahr für Jahr werden regelmäßige Wanderungen durchgeführt, die sich meistens großer Beliebtheit erfreuen.

Um den zunehmenden Sport- und Freizeitangeboten gerecht werden zu können, wurde in den Jahren 1962/63 mit Unterstützung der politischen Gemeinde im Almental ein neuer Sportplatz gebaut. Im Jahre 1975 wurde dort auch mit dem Bau eines Sportheimes begonnen. Beim Sportplatzbau und beim Bau des Sportheimes waren viele freiwillige Arbeitsstunden der Mitglieder notwendig, die von der Vereinsführung dankbar angenommen wurden. In den nachfolgenden Jahren wurde das Sportheim fertiggestellt und schrittweise weiter ausgebaut. Im Jahre 1986 wurde das Haus an die Versorgungs- und Entsorgungsleitungen der Gemeinde angeschlossen.

Im ausgehenden 20. Jahrhundert gab es im Vereinsleben besondere Höhepunkte. Am 21.05.1986 konnte das 90jährige Bestehen des Tumvereins gebührend gefeiert werden. Im Jahre 1987 führte die Götzwanderung des Turngaues, die allj&oauml;hrlich durchgeführt wird, nach Rinnthal. Am 14. 5. 1992 erhielt der Verein eine Tennis-Abteilung. Gleichzeitig wurde mit dem Bau einer Tennisanlage begonnen, die schon im Jahre 1993 in Betrieb genommen werden konnte. Nach der Gründung der Tennis-Abteilung konnte der Mitgliederstand um 90 Personen erhöht werden.

Absoluter Höhepunkt war jedoch das 100j&oauml;hrige Vereinsjubiläum, das am 22. und 23. 6. 1996 begangen wurde. Am 22. 6. 1996 fand im vollbesetzten Bürgerhaus ein Festakt statt, dessen Schirmherrschaft Ortsbürgermeister Haber übernommen hatte. Im Mittelpunkt des Abends standen gleich mehrere Ereignisse. Hermann Frank stellte die Chronik des Turnvereins dar. Anschließend hielt Dr. Heiner Geißler, MdB, die Festansprache. Dann überreichte Walter Zuber, Staatsminister für Inneres und Sport in Mainz, dem Jubelverein die Sportplakette des Bundespräsidenten.

Darüber hinaus wurden dem Verein und verdienten Mitgliedern weitere Ehrungen zuteil. Rüdiger Volb, Vizepräsident des Sportbundes Pfalz, verlieh dem TV Rinnthal die Vereinsehrenurkunde und verdienten Vereinsmitgliedern die Ehrennadel in Silber und Bronze. Dr. Siegfried Schloß, Vorsitzender des Turngaus Speyer, übergab dem Verein das Ehrenblatt des Turnerbundes. Anschließend verlieh der Vorsitzende des TV Rinnthal, Norbert Heißler, verdienten Vereinsmitgliedern die Ehrenmitgliedschaft und die Vereinsnadel mit Urkunde.

Die Mitgliederzahlen des Vereins blieben nahezu 40 Jahre nach der Wiedergründung im Jahre 1949 konstant. Dann erfolgte eine beachtliche Aufw&oauml;rtsentwicklung. 

Dies zeigt folgende Übersicht:

Im Jubiläumsjahr 1996 war fast jeder zweite Bürger der Gemeinde Rinnthal Mitglied im örtlichen Turnverein.

Die Vorsitzenden des Turnvereins Rinnthal von 1896 bis 1999:


Die heutigen Abteilungen des Tumvereins Rinnthal: